„Der Bund“ in Shanghai ist ein Teil der Ringstraße Zhongshan Lu. Er ist die 1,5 Kilometer lange Uferpromenade am westlichen Ufer des Huangpu-Flusses. Traditonell wird der Abschnitt zwischen der Yan'an Lu (der ehemaligen Edward VII Avenue) in Süden und der Waibaidu Brücke (ehamals Garden Bridge) im Norden, die den Suzhou Fluß überquert, so bezeichnet.
Das Wort „bund“ – das wie „band“ ausgesprochen wird – bedeutet soviel wie „Damm, Deich, Uferbefestigung, Kai“. Der chinesische Name „waitan“ für diesen Straßenabschnitt bedeutet ertwa „äußeres sandiges Ufer“, was daher rührt, daß die Straße, die zum ehemaligen „International Settlement“ gehörte, sich nördlich undöstlich, außerhalb der eigentlichen, chinesischen Stadt, entlang des Flußufers befand.
Vom Ende des 19. Jhh. bis in die 30’iger Jahre des 20 Jhh. war der Bund das finanzielle Zentrum des Asienhandels.
Mit „Der Bund“ wurden im Allgemeinen die Gebäude entlang der Straße, die Straße selbst, sowie das Flußufer, seine Befestigung und die Schiffsanlegestellen bezeichnet. Manchmal werden heute auch noch angrenzende Gebiete mit einbezogen, was aber nicht der ursprünglichen Bedeutung entspricht.
Entlang des “Bundes” stehen 52 historische Gebäude in westlichen klassischen und modernen Stilen, die ehemals Banken und Handelshäuser Englands, Frankreichs, der USA, Rußlands, Deutschlands, Japans, der Niederlande und Belgiens beherbergten, aber auch die Konsulate Rußlands und Großbritanniensn, Hotels, einen Zeitungsverlag, sowie den „Shanghai Club“ und den „Masonic Club“.
Bis Ende der 1940 Jahre residierten hier fast alle ausländischen Banken die in China operierten, sowie die vier großen chinesischen Banken die während der Zeit der „Republik China“ entstanden.
Die Gebäude stellen heute eine der Haupttouristenattraktionen Shanghais dar.
In den 1950’iger Jahren zogen die Banken allmählich aus, Hotels und Clubs wurden geschlossen und die Gebäude andersweitig genutzt.
Mit Beginn der Öffnungspolitik Chinas wurden die Gebäude allmählich wieder der ursprünglichen Nutzung zugeführt. Regierungsinstitutionen zogen aus und Finanzinstitute ein. Inzwischen wieder erstandene Hotels blieben an Ort und Stelle.
2008 begann die umfassende Rekonstruktion der Straße und eine Neugestaltung der Verkehrsführung entlang des “Bundes”. Die Fahrbahn wurde schmaler und wieder Platz für Fußgänger und Grünanlagen geschaffen. Am Sonntag den 28. März 2010 erfolgte die Wiedereröffnung der Straße. Bald folgt auch die Wiedereröffnung der des historischen „Peace Hotels“.
Die dem „Bund“ am nächsten gelegene U-Bahnstation ist auf der Nanjing Dong Lu.
Ein nur Fußgängern vorbehaltener Tunnel, der den Huangpu Fluß kreuzt, mündet am „Bund“. Die Fußgänger müssen kleine schienengebundene Fahrzeuge besteigen, um den Tunnel zu passieren.
Eine Schiffsflußfahrt auf dem Huangpufluß, von dem aus man den „Bund“ auf dem westlichen Ufer und die neue Skyline Pudongs mit dem Fernsehturm und dem Weltfinanzzentrum auf dem östlichen Ufer betrachten kann, gehört heute ebenfalls zu den Touristenattraktionen.
Die Schiffe fahren jeden Tag. Es gibt eine kurze Variante zwischen der Yangpubrücke und der Nanpu Brücke sowie eine lange Variante, die über eine Distanz von insgesamt 60 km geht.
Die Flußfahrt startet am „Bund“ und geht anfangs flußaufwärts. An der Nanpu Brücke wendet dann das Schiff und fährt flußabwärts zur Yangpu Brücke, von wo es entweder zurück zur Anlegestelle fährt [kurze Variante] oder weiter zur Mündung des Huangpu in den Yangtze, um dann von dort aus zurückzukehren [lange Variante].
[© china-entdecken.com Markus Bo + Gert Wiemeier]