Verbreitung
Die Kasachen sind eine turksprachiges Volk, das vor allem in Kasachstan [rund 11 Millionen] lebt.
Aber auch in China leben mehr als 1,4 Millionen Kasachen. Ungefähr 90 Prozent von ihnen leben in der Provinz Xinjiang und hier vorwiegend nördlich des Tianshan-Gebirges in Ili, Tacheng, Altay, Bortala, Changji und Urumqi. Außerdem leben sie in den Provinzen Gansu [Kreis Aksay] und Qinghai.
Geschichte und Herkunft
Wie bei fast allen Völkern der Erde, so haben auch die Kasachen mehrere Wurzeln, die sich im Dunkel der Geschichte verlieren. Neben turksprachigen Stämmen sind auch mongolische Stämme sowie Völkerschaften aus West- und Zentralasien an der Bildung des Volkes der Kasachen beteiligt.
Die heutigen Kasachen formierten sich erst Mitte des 15. Jahrhunderts nach Abspaltung von dem gerade erst gegründeten Reich der Usbeken.
Auch wenn die genetischen Untersuchungen zur Entstehung des Volkes der Kasachen erst in den Anfängen steckt, kann man bereits sagen, daß etwas mehr als die Hälfte der mitochondrialen DNA osteurasischen und etwas weniger als die Hälfe westeurasischen Ursprungs ist. Allerdings gibt es innerhalb der Kasachen recht große Unterschiede, was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man die unterschiedliche regionale Herkunft und die kurze Zeit der gesamtnationalen Durchmischung in Betracht zieht. [1]
Religion
Die meisten Kasachen hängen der sunnitischen Richtung des muslimischen Glaubens an.
Allerdings war und ist der Islam auf Grund ihres nomadischen Lebensstils nicht so streng und tief verwurzelt wie in anderem Völkern. Präislamische, animistische und shamanistische Traditionen sind noch sehr stark vorhanden.
Viele Kasachen konvertierten erst im 19. Jahrhundert zum Islam und auch danach folgten und folgen sie vielen ihrer traditionellen Vorstellungen.
Auch gilt ihnen ihr ungeschriebenes traditionelles Gewohnheitsrecht oft mehr als das islamische Recht.
Wegen der nomadischen Lebensweise haben sie nur wenige Moscheen errichtet.
Die Hauptfeiertage sind zwar muslimische Feiertage, aber sie haben auch eigenen.
Während der muslimischen Feiertage essen sie Schaf- aber auch Pferdefleisch, daß ihnen ebenfalls als halal gilt.
Nur wenige kasachische Frauen verschleiern ihr Gesicht, viele tragen nicht einmal ein Kopftuch. Auch ist das Trinken von Alkohol nichts Ungewöhnliches.
Sprache und Schrift
Die kasachische Sprache ist eine Turksprache, die zur Untergruppe der kiptschakischen oder westtürkischen Sprachen gehört. In Kasachstan wird Kasachisch mit kyrillischen Buchstaben geschrieben, während man in China ein angepasstes arabisches Alphabet verwendet, daß auch Vokale enthält.
Neben Kasachisch sprechen viele Kasachen in Xinjiang sowohl chinesisch als auch uigurisch und gelten damit als gut in die chinesische Gesellschaft integriert. Das hat zur Folge, daß die Arbeitslosigkeit unter Kasachen geringer ist als bei den Uiguren.
Bei den Kasachen gilt: eigene Kultur ja, Separatismus nein!
Lebensweise
Noch sind viele Kasachen in China nomadisierende Viehzüchter. Allerdings nimmt die Zahl derer, die zu sesshaften Ackerbauern werden zu.
Die nomadisierenden Viehzüchter halten Pferde, Schafe, Ziegen, Kühe und manchmal auch Kamele. Sie haben Sommerweiden und Winterquartiere und leben das ganze Jahr über in ihren Jurten.
Früher lehnten Kasachen die Tätigkeit als Händler als unmoralisch und schimpflich ab, inzwischen hat sich ihre Ansicht dazu allerdings gewandelt.
Ernährung
Die Hauptnahrungsmittel sind Fleisch und Milchprodukte. Buttertee und Produkte aus Getreidemehl, sowie Reis ergänzen die Nahrung. Gemüse ist kaum Teil der Ernährung, abgesehen von einigen Kräutern und Gewürzen.
Ausbildung
Immer mehr junge Kasachen wandern aber aus den traditionellen Weidegebieten in die Städte, besonders dann, wenn sie, angehalten von ihren Eltern, Schulen besucht haben.
Feste
Neben den üblichen muslimischen Festen wie z.B. das Opferfest „Corban“ haben die Kasachen auch noch eine Reihe anderer Festlichkeiten.
Während der Frühjahrstagundnachtgleiche [am 21. März des gregorianischen Kalenders] begehen die Kasachen in Xinjiang aber nicht nur sie, sondern auch Uiguren, Kirgisen, Usbeken und andere das Frühlingsfest das viele ähnlich klingende Namen trägt wie Nuoluzi, Nawuluzi, Nuoruzi, Nouruz usw.
Es ist das altiranische Neujahrs- und Frühlingsfest der Perser, Kurden und der Turkvölker Zentralasiens, in dem sich präislamische und lokale Glaubensvorstellungen, Sitten und Gebräuche mischen. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Neujahr des islamischen Mondkalenders.
Auch bei diesem Fest gibt es, wie bei anderen, Gesangseinlagen und Gesangswettbewerbe, Wettkämpfe und natürlich Pferderennen in verschiedenen Formen.
Bänkelsänger - "Agyn" - tragen Heldenepen vor und sind aber auch schnell und gewandt beim Verfertigen von Liedern aus dem Stegreif.
Bei den Wettkämpfen sind Ringkämpfe und Reiterspiele, bei denen jeweils zwei Reiter versuchen dem anderen ein Schaf zu entwenden, das er vor sich auf dem Pferd in den Armen hält, sehr beliebt.
Auch auf dem Pferd wird eine Aktivität ausgetragen, bei der jeweils ein junger Bursche und ein Mädchen zwei Strecken auf dem Pferd zurücklegen. Auf der ersten Strecke die relativ langsam zurückgelegt wird darf der junge Mann dem Mädchen Komplimente machen, flirten und vielleicht auch anderes sagen. Auf dem Rückweg darf das Mädchen den Burschen für seine Anzüglichkeiten mit der Peitsche schlagen. Um den Hieben zu entkommen bzw. den Burschen zu erreichen, wird dieser Teil zu einem Geschicklichkeitsrennen zu Pferde.
Oft ist das eine gute Gelegenheit zum Anbandeln.
Zu den festlichen und kulturellen Ereinissen gehört auch die Jagd mit abgerichteten Greifvögeln
Quellen
[1] “The Analysis of the genetic structure of the Kasakh populationas estimated from mitochondrial DNA polymorphism”
Berezina, G. et al. [2011]
Medical and Health Science Journal, MHSJ 6, 2011, pp. 2-6 =
http://academicpublishingplatforms.com/downloads/pdfs/mhsj/volume6/201103290607_01_V6_MHSJ_KZ_Berezina_Svyatova_et_al_Genetic_Structure.pdf