0086-773-2853816
Die Volksgruppe der Hui

Verbreitung
Die heutige Volksgruppe der Hui ist mit rund 11 Millionen Mitgliedern die größte Gruppe muslimischen Glaubens in China.
Ihr Hauptverbreitunggsgebiet befindet sich in den nordwestlichen Provinzen Ningxia, Gansu, Qinghai und Xinjiang. Allerdings sind die Hui auch über ganz China verbreitet, wobei sie meistens in „Hui-Stadtvierteln“ oder „Hui-Dörfern“ im Umkreis der Moschee leben.

In Xinjiang bilden die Hui mit knapp einer Million Menschen, nach den Uiguren mit rund 10 Millionen, die zweitgrößte muslimische Gruppe. Nach Uiguren und Han Chinesen sind die Hui die drittgrößte Volksgruppe in Xinjiang und mit etwa 1,3 Millionen die zweitgrößte in Gansu.
In Xinjiang sind sie neben Urumqi und anderen Orten vor allem im Autonomen Bezirk Changji der Hui-Nationalität, im Autonomen Kreis Yanqi der Hui-Nationalität und in den fünf Gemeinden der Hui-Nationalität stark vertreten.


Geschichte und Herkunft
Die Volksgruppe der Hui entstand seit der Tang-Dynastie durch Handel treibende Einwander aus Arabien, Persien und Zentralasien, die auf dem Meerweg [Guangdong und Fujian] und über die „Seidenstraße“ nach China kamen, han-chinesische Frauen heirateten und sich in China ansiedelten.
Außerdem trugen arabische Soldaten, die zur Unterstützung der Tang Dynastie gegen die An Lushan Rebellion zum Einsatz kamen und später in China siedelten, zur Ausbildung der Volksgruppe der Hui bei.
Während der mongolischen Yuan Dynastie, kam es noch einmal zur mehr oder weniger freiwilligen Migration von Menschen aus West- und Zentralasien. Die ebenfalls einen Beitrag zur Ausbildung der Volksgruppe der Hui lieferten.
Die Kaiser der Ming Dynastie waren relativ tolerant gegenüber dem Islam, während sie die Integration von ethnischen Minderheiten durch Zwangsheiraten fördern wollten. Den Anhängern des Islam war erlaubt den muslimischen Glauben zu praktizieren, aber wenn sie keine Han Chinesen waren, sollten sie Han Chinesen heiraten. Was dazu führte, daß diese angeheirateten Han zum Islam konvertierten.

Die Entstehung der Volksgruppe der Hui ist somit hauptsächlich auf soziokulturelle Evolution zurückzuführen und mit nur geringem Genfluss aus Arabien, Persien und Zentralasien verbunden, was auch moderne genetische Untersuchungen bestätigen.[1] [2]

Abgesehen von den durch die Religion verursachten Unterschieden sind Hui, mit vereinzelten Ausnahmen im Aussehen, in Sprache, Schrift und sonstiger kultureller Äußerung, den Han Chinesen sehr ähnlich.

Oft liest man, daß für die Hui die Religion das einzige vereinende Kriterium sei, während alle anderen Volksgruppen in China sich selbst oder von anderen, hauptsächlich über eine, sich im Dunkeln der Geschichte verlierende Stammeszugehörigkeit definieren bzw. definiert werden.
Das stimmt so nicht, denn es wird über Stammes- / Volkszugehörigkeit definiert, wenn auch im umgekehrten Sinn:
Hui sind Muslims, die nicht Uiguren sind, die nicht ... , die nicht... sind. Es folgen alle anderen Volksgruppen die dem Islam anhängen.
Also Hui sind alle Muslims, die nicht den andern muslimisch geprägten Volksgruppen angehören

Deshalb werden sie von vielen, besonders den Uiguren, auch nur als Han Chinesen mit muslimischen Glauben betrachtet.


Religion
Wie die Uiguren sind die Hui Anhänger der sunnitischen Form des Islam und, wie kann es anders sein, darin wieder Anhänger unterschiedlicher Schulen, andere sagen Sekten dazu.
So wie bei den Uiguren Reste der Religionen zu finden sind, denen ihre Vorfahren früher anhingen, so finden sich auch bei den Hui Einflüsse aus dem Daoismus und dem Konfuzianismus.

Spätestens mit Beginn des 18. Jahrhunderts, entstanden bei den Hui Moscheen nur für Frauen und mit einem weiblichen Imam [Nu Ahong], weil muslimische Männer es für beschämend halten, Frauen den Koran zu erklären und ihnen ihren Glauben zu lehren, andererseits aber durchaus die Notwendigkeit besteht, den Glauben nicht nur dem erwachsenen männlichen Teil der Gemeinde nahezubringen.
In mehr konservativen, um nicht zu sagen fundamentalistischen muslimischen Kreisen, sehen sich diese Moscheen und Frauen großen Anfeindungen ausgesetzt. In diesen Kreisen werden Moscheen für Frauen als ketzerisch, irrgläubisch, als „Abkehr vom reinen Glauben“ bezeichnet. Und was solchen Moslems droht, sehen wir jeden Tag bei einem Blick in die Zeitung. Deshalb gibt es auch keine Moscheen für Frauen in Xinjiang.

Das Aussehen der Moscheen der Hui hängt davon ab, welcher Sekte die jeweilige Gemeinde anhängt. Die Moscheen der Gedimu Hanafi Sunnis sehen aus wie chinesische Tempel. Die Moscheen der wahhabitisch beeinflussten, reformistischen Yihewani Sekte sehen aus wie arabische Moscheen.


Sprache und Schrift
Die Hui sprechen überwiegend Chinesisch oft im jeweiligen örtlichen Dialekt und meistens auch die Sprachen der örtlichen ethnischen Minderheiten. Im religiösen Bereich gibt es umfangreiche Entlehnungen aus dem Arabischen, Persischen und Türkischen.
Beim Schreiben benutzen die Hui die chinesiche Schrift


Ausbildung
Als sich China zum Ende der Qing Dynastie, während der sogenannten Erneürungsbewegung, auch dem westlichen Bildungssystem zu öffnen begann,  unterstützten führende Hui Persönlichkeiten diesen Prozess, der bis heute anhält.
Natürlich ging dieser Prozess nicht reibungslos vor sich und erfährt auch heute noch patriarchalischen Widerstand.
Heute gibt es Grund- und Mittelschulen für Hui-Mädchen, immer mehr Hui-Frauen besuchen Abendschulen oder Schulen auf dem Land, die während der weniger arbeitsintensiven Winterzeit organisiert werden, haben eine Berufsausbildung als Facharbeiter, arbeiten sowohl im öffentlichen Dienst als auch als Schauspielerinnen, Lehrerinnen und als  Krankenschwestern und Ärztinnen sowie als Ingenieure.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe privat organisierter Bildungseinrichtungen, die zum Beispiel arabisch sprachige Dolmetscher ausbilden, die in Unternehmen arbeiten.

Die Gleichberechtigung der Hui Frauen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und Familien schreitet langsam aber stetig voran.


Lebensweise
In den Dörfern betreiben die Hui hauptsächlich Landwirtschaft, nebenbei auch Handwerk und sind als Händler tätig. Hierin unterscheiden sie sich wenig von den Uiguren.
In den Städten sind sie, wie schon oben beschrieben, tätig. Dazu kommen Tätigkeiten als Geschäftsleute, Restaurantbetreiber und Taxifahrer.

Vieles in der Lebensweise der Hui steht in großem Kontrast zum Leben der Uiguren, nicht nur in den Dörfern, sondern auch in den Städten.
All dies führt dazu, daß sich die Hui deutlich besser in die chinesische Gesellschaft integrieren als die Uiguren, was die uigurische, militante Organisation „East Turkestan Islamic Movement“ in ihrem Magazin „Islamic Turkistan“ den Hui zum Vorwurf macht.
Es wird beklagt, daß sich die Hui nicht terroristischen jihadistischen Gruppen anschließen und daß es keine separatistischen Organisationen unter ihnen gibt und daß sie China als ihr Heimatland betrachten [3].

Die Verführbarkeit und Verblendung bestimmter Kreise der vor allem städtischen Uiguren führt dazu, daß das gesamte Volk der Uiguren unter Generalverdacht fällt, mit all den negativen Folgen.
Hui sind selten Opfer einer Islamophobie. Nur wenige muslimische Minderheiten können das von sich sagen.
Und trotzt Integration in die chinesische Gesellschaft haben die Hui weder ihre Religion noch ihre Identität verloren.


Feste
Wie alle Muslims befolgen auch die [meisten] Hui die Regeln des Fastenmonats Ramadan– des neunten Monats des islamischen Mondkalenders.
Am Ende der Fastenzeit gibt es das dreitägige Fest des Fastenbrechens

70 Tage später, am zehnten Tag des zwölften Monat des islamischen Mondkalenders wird das Opferfest Corban gefeiert. Zwar ist die arabisch Bezeichnung für das Opferfest „Eid al-Adha“, in Xinjiang und China wird aber der hebräische Name „Corban“ aus dem Neuen Testament verwendet. Das Fest soll daran erinnern, daß der Prophet Abraham seinen Sohn Ismael [Isaak der Bibel] opfern wollte, um seinem Gott [in diesem Fall Allah] seine Loyalität zu beweisen.

Das dritte wichtigste Fest findet für alle Muslims, so auch für die Hui, anlässlich des Geburts- und des Todestages des Propheten Mohammed statt und dauert zwei Tage.

Die Hui in China, aber auch andere Volksgruppen, besonders in Ningxia, Gansu und Qinghai, aber auch in Xinjiang, kennen das Fest Hua’er, das in der Sommerzeit gefeiert wird. Es ist ein Fest, bei dem Volkslieder gesungen werden, Gesangswettbewerbe stattfinden und die Gelegenheit besteht, vor allem für junge Leute, einen Partner zu finden.


Quellen
[1] “Different Matrilineal Contributions to Genetic Structure of Ethnic Groups in the Silk Road Region in China”
Yong-Gang Yao et al [2004]
Molecular Biology and Evolution, Volume 21, Issue 12,  Pp. 2265-2280
doi: 10.1093/molbev/msh238

[2] “Genetic evidence for an East Asian origin of Chinese Muslim populations Dongxiang and Hui”
Hong-Bing Yao et al [2016]
Scientific Reports 6,
Article number: 38656 (2016)
doi:10.1038/srep38656

[3] “Jihad in China? Marketing the Turkistan Islamic Party”
Zenn, Jacob [March 17, 2011]
Terrorism Monitor. The Jamestown Foundation. 9 (11).