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Die Lößebene ist im Allgemeinen bekannt für die in das Gestein gegrabenen Höhlenwohnungen. Doch weist die Gegend noch andere Überraschungen auf.

Die heutige Tagestour führt Sie nach Dangjia cun, einem Dorf, das berühmt ist für seine Siheyuan, die "Vier-Seiten-Höfe", hier in einem Baustil, wie er vor allem für den Nordwesten Chinas typisch ist.

Dangjia Cun - eine Siedlung mit 320 Haushalten und etwa 1400 Einwohnern - liegt ungefähr 230 km nordöstlich von Xi'an nahe der Stadt Hancheng, westlich des Gelben Flußes- das heißt also noch in der Provinz Shaanxi. Der Ort ist eingebettet in eine Ost- West streichende Mulde und somit vor den Nordwestwinden geschützt.

Der Name des Ortes, der soviel wie "Dorf der Familie Dang" bedeutet, geht auf die Familie Dang zurück, die während der Yuan Dynastie im Jahr 1332 infolge einer Hungersnot hierher kam. Eine weitere Familie mit dem Namen "Jia" kam in der Mingperiode hierher. Dieser Name hat aber nichts mit dem Ortsnamen zu tun, da für ihn ein anderes Schriftzeichen verwendet wird.
Etwa 60 Prozent der Einwohner tragen den Familienamen Dang und 30 Prozent den Familienamen Jia.

Etwa hundert Jahre nach der Ankunft der Familie Dang hatten sich die Einwohner des Ortes von Flüchtlingen hin zu erfolgreichen Kaufleuten mit teilweise legendärem Reichtum entwickelt, die auch am Kaiserhof über einen guten Ruf als gebildete Leute verfügten und als Lehrer für Prinzen der Qing- Dynastie tätig waren.

Das Dorf erlebte drei Perioden besonderer Prosperität:
von 1436 bis 1456 unter den Ming- Kaisern Zhengtong und Jingtai,
von 1643 bis 1711 unter den Ming- Kaisern Chongzhen und Kangxi und
von 1736 bis 1861 unter den Ming- Kaisern Qianlong, Jiaqing, Daoguang und Xianfeng
Das wirkte sich natürlich auch auf die Bautätigkeit aus.

Heute sind von der ursprünglichen Bebauung noch 123 Vierseitenhöfe und 18 öffentliche Bauten erhalten.
Die meisten Vierseitenhöfe haben einen rechteckigen Grundriß, selten einen quadratischen.
Sie bestehen aus dem Torgebäude, den beiden Seitenflügeln und der Haupthalle. Während die Haupthalle vor allem der Ahnenverehrung diente, wurden die anderen Gebäude als Wohn- und Wirtschaftsgebäude benutzt.
Die beiden Seitengebäude stehen in der Regel recht eng beieinander und geben nur wenig Raum für den Innenhof.
Im Gegensatz zu den allgemein bekannten Siheyuan in Beijing sind diese hier oft zweistöckig, unten die Wohnräume oben die Getreidespeicher.
Die Eingänge in den Vierseitenhof befinden sich in der Regel an der rechten oder linken Stirnseite des Torgebäudes. Sie sind zwar geschmückt, aber nicht übermäßig. Nur besonders reiche Familien bauten statt dessen ein großes und repräsentatives Tor. Zum Anbinden der Pferde dienten Pfähle und eiserne Ringe und Ösen im Mauerwerk, die künstlerisch gestaltet wurden.
Über den Eingängen finden sich oft Tafeln, die den offiziellen Rang und Status des Hausherren verkünden oder einen Leitspruch der Familie darstellen, um dem Besucher zu zeigen, welch hohes Ansehen und große Bildung die hier Lebenden haben. Die Inschriften stellen im Allgemeinen kalligraphische Werke dar.

Inschriften zur Erbauung und zur Ermahnung finden sich auch auf den Abschirmmauern, die kurz hinter dem Eingang errichtet wurden; Sie dienten nicht so sehr dem Sichtschutz, sondern dem Schutz vor Geistern, da Geister ja bekanntermaßen nicht um die Ecke gehen können.

Aus dem selben Grund gibt es keine Straßenkreuzungen, sondern nur T - förmige Straßenmündungen. Das macht die Orientierung für Auswärtige doch etwas schwierig.

Was den Ort aber besonders sehenswert macht, sind die überall zu findenden Holzschnitzereien, Steinmetzarbeiten und vor allem Ziegelschneidereien - eine ganz besondere chinesische Handwerkskunst.
Holzschnitzereien zieren Fenster, Türen, Tore und Möbel. Steinmetzarbeiten findet man vor allen an Ehrenbögen und den Sitzsteinen rechts und links von Türen und Toren.
Mit den Ziegelschnitzereien wurden vor allem Hauswände, Toreingänge und Abschirmmauern verziert.
Die Kunst aus gebrannten Ziegeln Reliefs und Figuren zu schnitzen, ist in China seit mehr als zweitausend Jahren bekannt. Ihren Höhepunkt erlebte diese Kunst aber erst während der Ming- und Qing- Periode.
Diese Schnitzereien haben einen weiten Themenbereich. Man sieht menschliche Figuren aus Legenden, Dramen und Märchen, aber auch Tiere und Pflanzen, besonders dann, wenn sie Macht und Glück verheißen, wie zum Beispiel Drachen und Phönix, aber auch Pflaumenblüten, Bambus und Chrysanthenen. Auch wurden Bilder der traditionellen Malerei reproduziert.

Neben den Vierseitenhöfen gibt es noch Ahnentempel, alte Bühnen, Steinstelen mit Inschriften, viele gut erhaltene Schreine für den Erdgott (Tu Di), Tortürme u.v.a. mehr zu sehen.

Mit dem Reichtum kam auch die Gefahr von Banditenüberfällen.
Diese und Flüchtlingswellen nahmen im 19. Jahrhundert immer mehr zu. Zur Zeit des Taiping-Aufstandes (1850 - 1864) sahen sich die Bewohner des Ortes zu einer besonderen Maßnahme gezwungen. Sie bauten nordöstlich des Dorfes ein zweites, befestigtes Dorf auf dem Plateau, zu dem nur ein steiler Weg führte, der dazu noch durch einen leicht zu verteidigenden Tunnel ging. Auf den Befestigungsanlagen befanden sich darüber hinaus auch Kanonen.
Um das durch den Bau der befestigten Anlage gestörte Feng-Shui-Verhältnis wieder ins Lot zu bringen, wurde die weithin sichtbare Pagode gebaut.

Die Häuser über dem Hauptdorf sind heute noch bewohnt.
Nachdem Sie das Dorf besichtigt haben, können Sie auch dieses zweite Dorf besuchen.

Das Dorf öffnete seine Pforten dem Tourismus erst im Jahre 1996 und obwohl man es auch dort versteht, Gewinn aus dem Tourismus zu ziehen, kann man den Ort bei Weitem nicht als kommerzialisiert betrachten, wie viele andere mit Sehenswürdigkeiten gesegnete Orte der Region.
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