In dem an Superlativen reichen Shanghaier Stadtteil Pudong befindet sich in der „Lujiazui - Finanz - und - Handelszone“ das zur Zeit [2009] zweithöchste fertiggestellte Haus der Welt und damit das höchste Haus auf dem chinesischen Festland - das „Shanghaier Weltfinanzzentrum“
Nur der 508 m messende Turm “Taipei 101” in Taipei ist 16 m höher.
Allerdings entfallen bei diesem Wolkenkratzer 60 m auf die Spitze des Gebäudes.
Die Höhe des Daches des „Shanghaier Weltfinanzzentrums“ ist mit 492 m um 44 m höher als die Dachhöhe des Turmes „Taipei 101“.
Auch wenn diese Zahlenspielerei spitzfindig erscheint, ist sie doch interessant.
Aber es gibt noch einen Superlativ - die in 474 m Höhe befindliche gläserne Aussichtstgalerie - auch der Fußboden ist duchsichtig [!] - bietet den welthöchsten künstlichen Aussichtspunkt.
Wie schnell Superlative überholt werden könnnen, zeigt sich an dem nur 40 Meter entfernten „JinMao Hochhaus“. Das war mit 420,5 m bis vor nicht allzulanger Zeit sogar mal das höchste Haus der Welt.
Bis 2013 soll sich, den Planungen zufolge, der 692 Meter hohe „Shanghai Turm“ des us - amerikanischen Architekturbüros „Gensler“ dem „JinMao Hochhaus“ und dem „Shanghaier Weltfinanzzentrum“ zugesellt haben.
Dann befindet sich östlich des Huangpu-Flusses ein Dreieck aus Super-Wolkenkratzern und Shanghai hat einen weiteren Höhenrekord zu vermelden.
Im Auftrag der japanischen „Mori Building Corporation“ entwarfen die Architekten der in New York, London und Shanghai ansässigen Firma „Kohn Pedersen Fox Associates“ Ende der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die ersten Pläne für das Hochhaus. Das endgültige Design und die Konstruktionsunterlagen wurden in Zusammenarbeit mit den Partnern „Leslie E. Robertson Associates“, „Shanghai Modern Architecture Design (Group) Co., Ltd“, „EastChina Architecture Design and Research Institute Co., Ltd“ geschaffen. Die Bauausführung lag in den Händen der “China State Construction Engineering Corporation” und der “Shanghai Construction Group”.
Das Gebäude ist ein Turm mit quadratischem Grundriß, der sich in der Höhe zu einer Scheibe verjüngt und als Blickfang eine große Öffnung hat.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 27. August 1997. Nach der Fertigstellung des Fundaments ruhten die Bauarbeiten infolge der asiatischen Finanzkrise aber bis 2003.
Als die Bauarbeiten am 16. November 2003 wieder aufgenommen wurden, hatte man das Design von ursprünglich 460 m Höhe und 94 Stockwerken auf 492 m Höhe mit 101 Stockwerken verändert. Eine noch größere Höhe war auf Grund der technischen Parameter des schon feriggestellten Fundamentes aber nicht mehr möglich.
Es gab aber noch eine weitere auffällige Veränderung gegenüber dem früheren Plan.
Ursprünglich sollte an Stelle der jetzigen trapezförmigen Öffnung ein rundes Loch erscheinen, mit einer darin befindlichen Brücke. Wie aus Architktenkreisen verlautete, war die Änderung vor allem der Stabilität des veränderten Entwurfs geschuldet. Die Wirkung war oder ist, daß das Gebäude im Volksmund nun den Namen Flaschenöffner trägt. Der japanische Eigner - die „Mori Building Corporation“ - trägt es mit Humor und verkauft Modelle des Hauses, die wohl tatsächlich als Flaschenöffner geeignet sind.
Das Gebäude besteht, um es einfach auszudrücken, wie viele andere moderne Wolkenkratzer auch, aus einem Stahlgittergerüst, in das ein stahlarmierter Betonkern integriert ist. Verkleidet wird das Ganze von einer Glasfassade.
Um durch den Wind verursachte Schwingungen des Gebäudes zu veringern, wurden in der 90. Etage Schingungsdämpfer eingebaut, die einen großen Teil der Bewegungsenergie absorbieren können.
Außerdem soll das Bauwerk so ausgelegt sein, daß es einem Erdbeben der Stärke 8 auf der Richterskala widerstehen kann.
In dem Gebäude gibt es 31 Fahrstühle und 33 Rolltreppen.
Finanziert wurde das Gebäude neben dem Hauptinvestor Minoru Mori, President der „Mori Building Co. Ltd“ durch ein Konsortium aus mehreren multinationalen Firmen, darunter auch japanische, chinesische und Hongkonger Banken. Koordiniert wurde die Finanzierung durch die us - amerikanische „Morgan Stanley Investment Bank“.
Als Kosten für das Gebäude werden 125 Milliarden Japanische Yuan oder 8,17 Milliarden Yuan RMB oder 1,20 Milliarden US Dollar genannt.
Nachdem der Bau am 14. September 2007 mit der Installation des letzten Stahlträgers seine Bestimmungshöhe von 492 m erreicht hatte wurde die letzte Verkleidungsplatte Mitte Juni 2008 befestigt.
Am 17. Juli 2008 war das „Shanghaier Weltfinanzzentrum“ fertig gestellt und am 28. August 2008 wurde es offiziell eingeweiht.
Das Gebäude bietet Parkplätze in drei unterirdischen Etagen, glitzernde „shopping malls“ und Konferenzsäle in der 1. bis 5. Etage, Büroräume, die bis zu 12 000 Personen beherbergen können, in der 7. bis 77. Etage, Restaurants und das Luxushotel „Park Hyatt Shanghai“ in der 79. bis 93. Etage und von der 94. bis 100. Etage die Aussichtsplattformen.
Zu den Mietern der Büroflächen gehören neben den Firmen, in denen Minoru Mori der Präsident ist, große japanische Finanzunternehmen wie die „Sumitomo Mitsui Banking Corp.“ und die „Mizuho Corporate Banking Corp.“, aber auch europäische wie die französische „BNP Paribas“ und die deutsche „Commerzbank“. Das Interesse der amerikanischen Banken wie „JP Morgan“, „Morgan Stanley“ and „Lehman Brothers“ hat sich durch die allseits bekannte jüngste Entwicklung allerdings selbst erledigt.
Ende des Jahres 2008 lag der Mietpreis bei drei US -Dollar pro Tag und Quadratmeter.
Trotz aller „Unkenrufe“ bezüglich der nächsten Finanzkrise sind die Eigner besonders im Hinblick auf die Weltausstellung 2010 in Shanghai sicher, daß es genügend Interessenten geben wird.
Das Hotel „Park Hyatt Shanghai“ hat von den ursprünglich geplanten 300 Zimmern bereits 174 Zimmer bezogen. Galt bis vor kurzem noch das Hotel „Grand Hyatt Shanghai" im benachbarten JinMao Hochhaus als das höchste Hotel der Welt, ist dieser Superlativ nun für die nächste Zeit auf das Hotel in diesem Hochhaus übergegangen.
Im Hotel befindet sich in den Etagen 91 bis 93 der Restaurant-und-Bar-Komplex "100 Century Avenue“ mit dem deutschen Küchenmeister Marco Avitabile, der bei Hyatt zuständig ist für alle kulinarischen Belange in Neueröffnungen im asiatischen Raum.
Am 30. August 2008, zwei Tage nach der offiziellem Einweihung des Hoch-hauses wurden auch die 3 Aussichtsetagen für den Publikumsverkehr frei-gegeben.
Der Bereich mit den Aussichtsetagen hat seinen eigenen Eingang im Erdge-schoß neben dem eigentlichen Hochhaus.
Die Fahrstühle, die eigens für die Besucher der Aussichtsetagen eingerichtet wurden, brauchen etwas mehr als eine Minute bis sie an dem niedrigsten Aussichtsbereich in der 94. Etage bzw. in 423 m Höhe angekommen sind. Diese Etage trägt den Namen „Sky Arena“.
Zur nächsten Aussichtsetage, die sich in 423 m Höhe bzw. in der 97. Etage befindet, und mit dem Namen „Skywalk 97“ bedacht wurde, führt dann eine Rolltreppe. Diese Aussichtsplattform bildet die untere Begrenzung der trapezförmigen Öffnung in dem Gebäude. Sie besitzt ein gläsernes Dach, das sich bei guten Wetter öffnen läßt.
Eine weitere Rolltreppe führt zur dritten Aussichtsetage deren Name „Skywalk 100“ ist. Diese oberste, 55 Meter lange, gläserne Aussichtetage im 100. Stockwerk, in 474 m Höhe ist die obere Begrenzung der trapezförmigen Öffnung des Gebäudes. Bei ihr besteht der Boden aus Glas und die Decke ist mit Spiegeln bedeckt. Nach anfänglichem Zögern bewegen sich die Besucher dann doch voller Vertrauen durch den Korridor und genießen die phantastischen und atemberaubenden An- und „Durch“blicke.
Das „Shanghaier Weltfinanzzentrum“ ist täglich von 8-23 Uhr geöffnet.
Adresse:
Lujiazui Finance and Trade Zone Center, Pudong District, Shanghai
No.100, Century Avenue, Pudong New Area, Shanghai China 200120
[© china-entdecken.com, Gert Wiemeier, März 2009]