Der Gingko
Der Ginkgo gehört weder zu den Nadel-, noch zu den Laubbäumen. Er zählt aber wie die Nadelbäume und die Cycadeen [Palmfarne] zu den Nacktsamern [Gymnospermae] und bildet eine eigene Abteilung.
Die ältesten Fossilfunden von Ginkgo-Gewächsen [Ginkgophyta] stammen aus dem Unterperm und sind etwa 290 Millionen Jahre alt. Vom Jura bis zur Kreide waren die Ginkgophyta weltweit ver-breitet. Ab dem Jura gib es die Gattung Ginkgo. Heute sind alle Arten der Gattungen bis auf eine ausgestorben. Die einzige überlebende Art ist Ginkgo biloba aus China, das wohl älteste "lebende Fossil" der Pflanzenwelt.
Allerdings wurde der Baum schon frühzeitig nach Japan exportiert, von wo er dann mit Beginn des 18. Jhh. weltweit weiter verbreitet wurde. Sein heute in der Literatur gebräuchlicher Name ist eine phonetische Umschrift des sino-japanischen Namens der soviel wie "Silberfrucht" bedeutet.
Die Bäume erreichen in einem Alter von etwa 100 Jahren eine Höhe von bis zu 40 Metern.
Der junge Baum wächst anfangs oft kegelförmig schlank und auffallend gerade in die Höhe. im Alter wird er breiter, die Äste bewegen ich immer mehr in die Waagerechte und er bildet eine ausladende, mächtige Krone aus.
Der Ginkgo hat Lang- und Kurztriebe, die fast senkrecht aufeinander stehen.
Ein Kurztrieb kann ein Langtrieb werden und die Spitze eines Langtriebes kann sich zu einem Kurztrieb umwandeln. Das ist die Ursache dafür, daß ältere Bäume gegenüber jüngeren eine etwas irregulärere Form haben.
Das bekannteste am Ginkgo sind wohl seine Blätter.
Die Blätter an den Langtrieben, sind wechselständig angeordnet. An den Kurztrieben, die den Langtrieben aufsitzen, stehen sie dagegen in Büscheln.
Die Kurztriebe bringen auch die Samenanlagen und die Pollensäcke hervor.
Die Blätter haben eine keilförmige Blattspreite, mit sehr unregelmäßigem Rand, der mittig eine Spalte aufweisen kann und das Blatt in zwei Teile teilt - was zu der Namensgebung Gingko biloba führte. Andere Blätter sind fächerförmig (daher auch der deutsche Name "Fächerblattbaum"), nahezu ganzrandig und weisen keinen Spalt auf.
Manchmal hat das Blatt aber auch mehr als zwei Blattlappen besonders im unteren Teil des Baumes. Darüber hinaus gibt es eine große Vielfalt in der Art der Lappung und Randung der Blätter an ein und dem selben Baum.
Das Besondere an den Ginkgoblättern ist, daß sie - wie bei anderen Nacktsamern auch - fast parallelnervig sind und nicht netznervig wie bei den Bedecktsamern.
Der Ginkgo ist ein sommergrüner, winterharter Baum. Zu Beginn des Wachstums im Frühjahr sind die Blätter hellgrün und werden über den Sommer immer dunkler, im Herbst färben sie sich auffallend hellgelb und fallen schließlich etwa Ende November ab. Das geschieht dann oft sehr schnell - in einem oder wenigen Tagen, manchmal sogar in 1 bis 2 Stunden!
Der Ginkgo ist getrenntgeschlechtig, es existieren also männliche und weibliche Pflanzen.
Der Ginkgo blüht im März bis April und bildet dann je nach Pflanze entweder männliche oder weibliche Blüten aus. Die Pollen der männlichen Blüten werden durch den Wind auf die weiblichen übertragen.
Die männlichen Blüten sind kätzchenförmig, etwa 3-5 cm lang und sitzen in Gruppen von 3-5 Kätzchen in den Achsen von Niederblättern. Die weiblichen Blüten sind unscheinbar grün und gestielt. Jeweils 2-3 Blüten sitzen in einer Achse von Nieder- und Laubblättern, die sich an mehrjährigen Kurztrieben befinden.
Der Befruchtungsmechanismus beim Ginkgo, mit frei beweglichen Spermatozoiden, die sich aus den Pollen entwickeln und der dem bei den Cycadeen ähnlich ist, weist ebenfalls auf eine evolutionär sehr alte Pflanze hin.
Im Oktober/November vor Beginn der Laubfärbung fallen die Samen herab. Die Entwicklung der Samen ist jedoch erst 6 bis 8 Wochen danach abgeschlossen. Für eine endgültige Ausreifung benötigen die Samen noch eine mehrwöchige kühle Ruheperiode.
Sie sind im unreifen Zustand grün und verfärben sich bis zur Reife orange-gelb. Unter der äußeren fleischigen, weißlichen Schicht der Samenschale befindet sich noch eine verholzte innere Schicht, die den eßbaren Kern umschließt. Die sich zersetzende fleischige Hüllschicht riechet unangenehm ranzig nach Buttersäure.
Weibliche Bäume können auch ohne Bestäubung Samen ansetzen - diese Samen sind dann aber unfruchtbar.
Die Ginkgobäume, die kaum anfällig für Krankheiten sind, besitzen eine sehr große Standorttoleranz und wachsen auf allen Böden und in vielen Klimaten.
Neben der Verwendung der Samen in der chinesischen Küche ranken sich um den Gingko und seine Heilkräfte vielfältige Legenden.
Extrakte aus Ginkgosamen und Blättern werden in der chinesischen und japanischen Medizin schon seit langem als brauchbares Mittel zur Stärkung von Herz und Lunge, gegen Asthma, Bronchitis und Husten genutzt, um Blasen- und Nierenprobleme zu behandeln, die Verdauung zu stärken, die Durchblutung sowie die "sexuelle Energie" zu fördern.
Die Samen enthalten Ginkgo-Säuren und Ginnol, die gewisse bakterielle und Pilz-Infektionen verhindern und vor anderen Infektionen schützen sollen.
Der Samenmantel enthält auch kleine Mengen von Urushiol, ein Wirkstoff, der bei empfindlichen Menschen zu Hautreizungen führen kann.
Ebenso kann der Genuß ungekochter Samen Magen - Darm - Beschwerden hervorrufen. Beim Erhitzen werden die dafür verantwortlichen Wirkstoffe jedoch zerstört.
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