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Einführung

Tibet, das Qinghai - Tibet - Plateau und die „Tibetische Autonome Region“ [TAR]

Tibet - ein Begriff aufgeladen mit Emotionen, Träumen, Sehnsüchten, aber auch mit Begierden und geopolitischem Kalkül ...
Tibet - ein Begriff der geographisch, historisch und politisch hinterfragt werden muss, wenn man nicht aneinander vorbeireden will.

„Tibet“ steht für einen
geographischen Raum,
für einen historischen Rahmen und
die aktuelle Verwaltungseinheit der „Tibetischen Autonomen Region“ [TAR].

Die „Tibetischen Autonomen Region“ [TAR] befindet sich auf dem Qinghai - Tibet - Plateau im Südwesten der Volksrepublik China.

Der Raum den Tibeter im Laufe der Jahrhunderte durch Eroberungen zeitweise oder dauerhaft in Besitz genommen haben, der Raum in dem Tibeter siedelten oder heute noch leben, sollte nicht mit „Tibet“, sondern besser mit „Gebiet in dem Tibeter siedeln“ beschrieben werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Es wird besonders dann problematisch, wenn es um Gebiete außerhalb der Volksrepublik China geht.

Praktisch bedeutet daß, wenn man mit tibetischer Kultur in Kontakt kommen möchte, nicht unbedingt ins Gebiet der „Tibetischen Autonomen Region“[TAR] reisen muss, was manchmal, wegen der zeitweiligen Sperrung für Ausländer, oder der Nichterteilung der, neben dem Visum für China, zusätzlich erforderlichen, speziellen Einreisegenehmigung in die „Tibetische Autonome Region“ [TAR], schwierig ist.

Zum Thema der speziellen Einreiseerlaubnis, oft auch als „Tibet Permit“ bezeichnet, schauen Sie bitte unter Visum für China nach, und dort unterBesonderheiten für eine Reise nach Tibet.

Das Qinghai - Tibet - Plateau [im europäischen und amerikanischen Sprachgebrauch oft nur als Tibet / Tibetan  plateau bezeichnet] wird im Süden und Südwesten begrenzt vom Himalaya, im Nordwesten, Norden und Nordosten von den Randgebirgen, die die Abbrüche zum Tarimbecken sowie dem Hexi Korridor markieren.
Im Osten wird die Begrenzung des Qinghai - Tibet – Plateaus durch die Gebirge in Sichuan vermittelt, die ihrerseits wieder die Grenze zum Sichuan Becken bilden.
Die Begrenzung im Südosten ist nicht so klar. Sie wird vermittelt durch Gebirge, die sich aus dem südöstlichen Teil des Plateaus erheben und in die Gebirge im Norden Yunnans überleiten.

Wegen seiner mittleren Höhe zwischen 4000 und 5000 m über dem Meer wird das Qinghai - Tibet - Plateau gerne als das „Dach der Welt“ bezeichnet.

Das Qinghai - Tibet - Plateau ist ein schönes Beispiel für die Wirksamkeit der Plattentektonik – gemeinhin auch als Kontinentaldrift bezeichnet. Das Gebiet wurde in mehreren Phasen aus Teilen des zerbrochenen Gondwana Kontinents gebildet, die sich über – bzw. untereinander schoben und so miteinander verschweißt wurden. Die aktuell letzte Phase ist die Anbrandung der Indischen Platte, verbunden mit der Auffaltung des Himalaya, der Herausbildung einer Subduktionszone und der Hebung des gesamten Blocks.

Auf dem Qinghai - Tibet - Plateau entspringen zahlreiche, für den asiatischen Kontinent bedeutsame Flüsse:
der Yangtse
der Gelbe Fluss
der Indus
der Brahmaputra
der Salween
der Mekong

Die „Tibetische Autonome Region“ [TAR] umfasst 2,1 Millionen km2. Das ist mehr als doppelt soviel wie die Fläche von Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengenommen. Während in diesen drei Ländern knapp 100 Millionen Menschen leben, sind es in der „Tibetischen Autonomen Region“ [TAR] zur Zeit nur rund 3,2 Millionen Menschen. Davon sind etwa 90,5 % Tibeter,  8,2 % Han und 0,35 % Hui und 0,95 % andere Nationalitäten.

In den letzten 60 Jahren hat sich, auf Grund der sich allmählich verbessernden Lebensbedingungen, durch eine sich entwickelnde Gesundheitsfürsorge und damit einhergehende, gesunkene Kindersterblichkeitsrate, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der damit einhergehenden starken Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung auf gegenwärtig 65 Jahre, die Zahl der tibetischen Bevölkerung insgesamt und in der Tibetischen Autonomen Region im Besonderen stetig erhöht.

Seit 1970 liegen die Geburtenziffer und die natürliche Wachstumsrate der Bevölkerung im Autonomen Gebiet Tibet über dem Landesdurchschnitt.
Die inzwischen aufgehobene Ein-Kind-Politik Chinas galt für nationale Minderheiten und somit auch für die Tibeter sowieso nie.

Trotzdem ist die „Tibetische Autonome Region“ [TAR] das Gebiet mit der geringsten Bevölkerung und das am dünnsten besiedelte Gebiet Chinas.

Das hat seine Gründe in den geographischen und damit klimatischen Bedingungen des Hochlandes.

Besonders der niedrige Luftdruck, verursacht durch die große Höhe über dem Meer, und der daraus folgende niedrige Sauerstoffgehalt der Luft, ist für viel Menschen die nicht hier geboren und aufgewachsen sind, sehr gewöhnungsbedürftig.
Außerdem ist die Sonneneinstrahlung und damit einhergehende UV- Strahlungsbelastung auf dem tibetischen Hochland die höchste in ganz China.
Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht können im Juni in Lhasa bis zu 250 C betragen. Schneller Wetterwechsel auf der Hochfläche ist keine Seltenheit.

Mehr Informationen zum Klima und Wetter in Tibet resp. dem Qinghai – Tibet - Hochland finden Sie unter Klima  

Selbst höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit gegenüber anderen Regionen vermögen nicht, Arbeitskräfte aus diesen Regionen für längere Zeit in das Gebiet der „Tibetischen Autonomen Region“ [TAR] zu locken.


Das harsche Klima, die schwere Zugänglichkeit und die daraus folgende relative Abgeschiedenheit haben den Erhalt einer animistischen Naturreligion, aus der Frühzeit der Besiedlung des Hochlandes, befördert.

In einer animistischen Sicht auf die Umwelt werden Bergen, Seen, Quellen, Bäumen, Tieren usw. aber auch Naturerscheinungen wie Gewitter, Wind und Regen eine Seele oder ein innewohnender Geist zugeschrieben, welche Respekt gebietend oder auch Respekt fordernd sind, und entsprechend behandelt werden müssen.

Ein Großteil dieser Vorstellungen hatte seinen Niederschlag in der vorbuddhistischen [originalen] Bön Religion der tibetischen Stämme gefunden, in der Schamanen den Kontakt mit den Kräften der Natur aber auch mit den Ahnen vermitteln

Auch wenn diese animistische, schamanistische Sicht auf die Umwelt heute kaum noch in reiner Form existiert und sie fast vollständig im tibetischen Buddhismus aufgegangen ist, wird sie von den meisten Tibetern doch noch vollumfänglich praktiziert. Siehe Feste

Die Verschmelzung der animistischen, schamanistischen Sicht auf die Umwelt mit dem tantrischen Buddhismus Indiens brachte den einzigartigen Tibetischen Buddhismus hervor.

Die Sehnsüchte der Menschen in einer unbehaglich gewordenen, scheinbar nur noch auf Konkurrenz basierenden, industrialisierten, inzwischen auch globalisierten und nur noch auf Wachstum orientierten Welt,
nach einer friedvollen und friedliebenden Gesellschaft, in der rücksichtsvolles und ökologisches Handeln an der Tagesordnung sind, einer Gesellschaft die Bedürftigen Schutz und Hilfe gewährt, die geistig - spirituell hochstehend ist,
werden so oder in ähnlicher Form seit Ende des 19. Jahrhunderts auf den Tibetischen Buddhismus, die Tibeter, auf Tibet schlichthin, projiziert.

Viel zu diesem Tibet Bild haben Theosophen wie Madame Blavatsky (1831-1891) oder Schriftsteller wie James Hilton mit seinem Roman „Lost Horizon“ beigetragen, aber auch Politiker, denen die Eingliederung Tibets in die Volksrepublik China missfällt.

Doch schwärmerische Kulturutopien, in denen sich Fakten mit Idealvorstellungen vermischen und ein wirklichkeitsfremder Shangri-la Mythos sind nicht wirklich hilfreich für die Menschen in „Tibet“.

Der Schutz von Natur und Umwelt und der Erhalt kultureller Wert sind extrem wichtig, aber das darf nicht dazu verführen, daß man „Tibet“ zu einem lebenden Kultur-Museum macht, in dem Veränderungen unerwünscht sind, weil sie unser Traumbild zerstören.

Viel wäre noch zu sagen zu den Menschen, die auf der Hochebene Viehzucht betreiben und in den Tälern Landwirtschaft, zu ihren Städten, Dörfern und Klöstern, zum Verkehrswesen und der neuen Qinghai - Tibet - Eisenbahn, zu der sich langsam entwickelnden Industrie und zum Handel.

Das würde hier aber den Rahmen sprengen.
Deshalb ist es das Beste Sie kommen selbst und sehen mit eigenen Augen – die lebendigen Traditionen und die Veränderungen.

Zum Abschluss noch ein Wort zur tibetischen Sprache und ihrer Wiedergabe in nicht tibetischen Medien.
Die tibetische Sprache, die auf der riesigen Fläche des Landes und darüber hinaus gesprochen wird, ist keine einheitliche Sprache, sie ist durchsetzt und verflochten mit zahlreichen Dialekten und Einflüssen aus anderen Sprachen in ihrer Umgebung.

Auch gibt es keine einheitliche Transliteration und Transkription der Sprache und der Schrift. So kommt es, daß in Karten und Beschreibungen oft die unterschiedlichsten Formen für ein und dasselbe verwendet werden.

Wenn Sie Fragen diesbezüglich, aber auch zu Tibet im allgemeinen und zum Reisen in Tibet haben, stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

© china-entdecken.com Gert Wiemeier 2016